Preis der Leipziger Buchmesse 2025
506 Werke wurden für den Preis der Leipziger Buchmesse 2025 in den Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung eingereicht.
Belletristik
Kristine Bilkau: "Halbinsel"
Über das Buch: Annett, Ende vierzig, lebt seit vielen Jahren auf einer Halbinsel im nordfriesischen Wattenmeer. Ihre Tochter Linn, Mitte zwanzig, ist nach dem Abitur voller Energie in die Welt gezogen, hat sich in schwedischen und rumänischen Wäldern als Umweltvolontärin engagiert, arbeitet für ein Aufforstungsprojekt. Für Annett ist ihre Tochter die Verkörperung von Hoffnung, Sinn und Zukunft. Doch auf einer Tagung kippt Linn um, Kreislaufzusammenbruch, Erschöpfung. Annett holt sie für eine Woche zu sich nach Hause. Aus einer werden zwei, dann drei Wochen, dann Monate. Zerrieben zwischen Leistungsdruck und Sinnsuche, scheint Linn mit Mitte Zwanzig an einem Nullpunkt. Annett fühlt sich hilflos angesichts der Antriebslosigkeit ihrer Tochter. Mit der Zeit brechen Konflikte auf, zwischen Mutter und Tochter, aber auch zwischen zwei Generationen. Die eine muss die Lebenswirklichkeit der anderen neu verstehen lernen.
Kristine Bilkau, 1974 geboren, studierte Geschichte und Amerikanistik in Hamburg und New Orleans. Bereits ihr Romandebüt Die Glücklichen (Luchterhand, 2015) wurde mit dem Franz-Tumler-Preis, dem Klaus-Michael-Kühne-Preis und dem Hamburger Förderpreis für Literatur ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt. Mit ihrem Roman Nebenan (Luchterhand, 2022) stand sie auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Kristine Bilkau lebt mit ihrer Familie in Hamburg.
Sachbuch / Essayistik
Irina Rastorgueva: "Pop-up-Propaganda. Epikrise der russischen Selbstvergiftung"
Über das Buch: In Russland führt das Verbot kritischer Medien und die Gleichschaltung der staatsnahen Sender zu einer fast karikaturhaften Darstellung von „traditionellen Werten“ und der „Militärischen Spezialoperation“. Hinzu kommt die weltweite Destabilisierung demokratischer Gesellschaften durch gezielte Propagandakampagnen. Ein orchestrierter Wahnsinn breitet sich aus, erkennbar auch in überstrapazierten Euphemismen, Hassreden und einem ausgeklügelten Strafsystem. Dieser Irrsinn ist tief in der Geschichte verwurzelt und setzt die paranoide Feindsuche, willkürliche Verhaftungen, Folter und Gulags der Sowjetzeit fort – jetzt in neuer, gewalttätiger Aufmachung. Die russische Kulturjournalistin Irina Rastorgueva analysiert in ihrem scharfsichtigen Werk anhand eigener Erfahrungen, Zeitungsartikeln, Berichten und Studien die russische Selbstvergiftung und Sprache der Verschwörungsnarrative des Kremls.
Irina Rastorgueva, 1983 in Juschno-Sachalinsk geboren, ist Autorin, Grafikerin und Übersetzerin. Sie studierte Philologie an der Staatlichen Universität Sachalin und arbeitete als Kulturjournalistin und Dozentin für Journalistik. 2011 gründete sie das Kulturmagazin ProSakhalin. Von 2011 bis 2017 war sie Dramaturgin am Tschechow-Theater Sachalin. Gemeinsam mit Thomas Martin gibt sie die Werke von Georgi Demidow im Verlag Galiani heraus.
Übersetzung
Aus dem Belarussischen von Thomas Weiler
Ales Adamowitsch, Janka Bryl, Uladsimir Kalesnik: "Feuerdörfer. Wehrmachtsverbrechen in Belaurus - Zeitzeugen berichten"
Über das Buch: In diesem bewegenden Werk kommen die Überlebenden der NS-Wehrmachtsverbrechen in Belarus zu Wort. Ales Adamowitsch, Janka Bryl und Uladsimir Kalesnik haben die Überlebenden der Massaker 1970-1973 in den belarussischen „Feuerdörfern“ aufgespürt und ihre Erlebnisse auf Tonband aufgenommen. Die verstörenden Erinnerungen wurden sorgsam transkribiert, zu einer vielstimmigen Erzählung verwoben und von den Autor:innen kontextualisiert. Das Buch ist keine bloße Chronik. Es hält das menschliche Leid fest, während es gleichzeitig das Schweigen bricht und einen Blick auf eine mögliche Zukunft eröffnet. Vor dem Hintergrund heutiger Kriege und antidemokratischer Tendenzen ist das Werk erschreckend aktuell und beleuchtet einen blinden Fleck der deutschen Geschichte. Die präzise Übersetzung von Thomas Weiler ins Deutsche ist ein berührendes Beispiel der Aufarbeitung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Thomas Weiler, 1978 im Schwarzwald geboren, absolvierte ein Diplom-Übersetzerstudium in Leipzig, Berlin und St. Petersburg. Seit 2007 ist er als freier Übersetzer aus dem Polnischen, Russischen und Belarusischen tätig. Thomas Weiler übersetzt Belletristik, Lyrik und Kinderbücher. Er erhielt u. a. den Deutschen Jugendliteraturpreis, den Karl-Dedecius-Preis, den Paul-Celan-Preis und die August-Wilhelm-von-Schlegel-Gastprofessur für Poetik der Übersetzung.
Der Preis der Leipziger Buchmesse ist ein besonderer Preis. Denn mit seinen drei Kategorien - Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung - bildet er in seiner ganzen Vielfalt herausragende Gegenwartsliteratur ab. Der Preis ist mit 60.000 Euro dotiert und wird seit 2005 von einer siebenköpfigen Jury vergeben. Der Preis der Leipziger Buchmesse 2025 wurde am 27. März 2025 in der Glashalle auf dem Leipziger Messegelände vergeben.
Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.preis-der-leipziger-buchmesse.de/de/preistraegerinnen/index-2
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